Was ist geschehen? Durch die nchtliche Belastung und das stndige hin- und herwlzen haben sich die Federn oder der sonstige Inhalt insbesondere des Kopfkissens enger aneinander gelegt oder gar miteinander verzahnt. Kurz gesagt, dass Kissen ist verdichtet, die Luft ist raus. Besonders auffllig wird dies, wenn zur Belastung auch noch ein Schweissausbruch in heien Sommernchten dazu kommt. image_115893912874.jpegDas Kissen braucht jetzt dringend frische Luft, wenn es nicht verschimmeln soll. So, oder zumindest hnlich, lsst sich dies auch auf die Golfgrns bertragen. Die werden zwar nicht nachts belastet, dafr aber am Tage umso heftiger. Maschinen fahren tglich ihre Bahnen, Golfer drehen ihre Runden und Blle schlagen – so es gelingt – aus grossen Hhen auf die Grns ein. Bodenteilchen, Sandkrner, Wurzeln sowie anderes organisches Material rcken dadurch nher aneinander. Folge davon ist, dass die Hohlrume, sogenannte Bodenporen, kleiner werden oder gar ganz verschwinden. Gerade aber diese Poren sind fr das berleben der winzigen Pflnzchen auf den Grns essentiell. In diesen Poren wird, je nach Grsse, das Bodenwasser auf- und abtransportiert oder es findet der Gasaustausch statt.
Die Wurzeln brauchen fr ihre Arbeit frischen Sauerstoff. Verbrauchte Luft, sprich Kohlendioxid oder andere toxische Gase, mssen aus dem Boden entweichen wenn die Wurzeln berleben sollen. Wird das Verhltnis zwischen den Bestandteilen unterhalb der Rasenflche negativ verndert, spricht der Fachmann von einem gestrten Boden-Wasser-Lufthaushalt. Erste Anzeichen erkennt der geschulte Greenkeeper am Rckgang der Wurzellnge und -masse sowie an der Abnahme der feinen hellen Haarwurzeln. Treten bereits farbliche Vernderungen am Boden bzw. prziser ausgedrckt an der Rasentragschicht auf, ist es bis zur dauerhaften Verschlechterung der Spielbedingungen nicht mehr weit. Damit es nicht soweit kommt, muss der Boden belftet werden. Leider kann der Greenkeeper seine Grns nicht einfach tglich aufschtteln wie der ordentliche Hausmann seine Kissen. Ihm bleibt nichts anderes brig, als die Luft von oben in die Grns zu bringen.
[fett]Des Greenkeepers Werkzeuge[/fett]Meist versucht er das schon whrend der Saison mit mehr oder weniger kleinen Stacheln bzw. Tines, damit er das Golfspiel so wenig wie mglich beeintrchtigt. Da die Verdichtungen aber auch in grsseren Bodentiefen stattfinden, muss er in der Regel 2 bis 3 Mal jhrlich auch schwereres Geschtz auffahren, zumal zu den vorhanden Bodenbestandteilen auch noch permanente Filzbildung durch die Grser hinzukommt. Dieser Filz behindert zustzlich den Gasaustausch und das Eindringen von Wasser in den Wurzelbereich und macht die Grns in entsprechenden Mengen auch krankheitsanflliger im gleichen Mae wie ungepflegte Kopfkissen nicht gerade gesundheitsfrderlich sind.
image_115893912874.jpegWelche Vorsorgetherapie der Greenkeeper anwendet, hngt zum einen von seinem Maschinenpark und zum anderen von der Fllung seiner Grns und deren Benutzungsintensitt, vor allem bei ungnstigen Witterungsbedingungen, ab. Beim klassischen Aerifizieren werden aus den Grns ca. 5-8 cm lange Pfropfen, so genannte Cores, ausgestochen. Je grer die Anzahl und Durchmesser dieser Cores, desto mehr Filz wird entfernt und umso mehr verdichtetes Bodenmaterial kann ausgetauscht werden. Anschliessend mssen die entstandenen Lcher mit einer entsprechenden Menge an geeignetem Material, in der Regel Quarzsand, wieder verfllt werden. Dieser Sand wird groflchig auf den Grns verteilt und anschlieend eingeschleppt. Da der Sand, je nach Wassergehalt, nicht gleich vollstndig in die Lcher rieselt, sondern im Lauf der folgenden Tage nachsackt, sind die Grns zeitweilig in einem entsprechend unebenen Zustand und sehen aus wie ein Schweizer Kse. Die hohe Kunst des Greenkeepings ist, diese Phase so kurz wie mglich zu halten und den Spagat zwischen Nutzen der Manahme fr den Erhalt der Grns und den Interessen der Golfer zu schaffen.
Wenn Sie jetzt fragen, warum die Greenkeeper diese Arbeit nicht zu Jahreszeiten machen, in denen sowieso keiner mehr Golf spielen will. Nun, das ist ganz einfach: Hohe Bodenfeuchtigkeit und die Neigung zur Bodenverdichtung stehen in engem Zusammenhang, der Schuss kann quasi nach hinten losgehen. Ausserdem werden die Grser durch Aerifiziermanahmen zunchst zustzlich unter Stress gesetzt und mssen sich erholen, bevor es in den krankheitstrchtigen Sptherbst oder Winter geht.
Die Greenkeeper und Betreiber bzw. das Management einer Golfanlage stehen damit jedes Jahr von Neuem vor der Aufgabe, den Zeitpunkt, die Anzahl und Intensitt der Massnahmen auf die rtlichen Gegebenheiten, die Entwicklung der Golfgrns und die Anzahl und Bedrfnisse der Golfer abzustimmen. Dabei gibt es natrlich, wie im richtigen Leben, immer mehrere Lsungen. Wie bei einem Kopfkissen lsst sich auch bei den Grns der Bezug, sprich die Rasendecke, durch Rollrasen austauschen oder im Extremfall wird das ungeliebte Kissen einfach durch ein Neues ersetzt. Bevor es auf der nchsten Mitgliederversammlung um das Thema Umlage fr Rollrasen oder neue Grns geht, wird sich der eine oder andere vielleicht doch lieber fr eine zeitweilige Beeintrchtigung durch sinnvolle Pflegemanahmen entscheiden wollen. Ssse Trume auf frischen Kissen bzw. viel Erfolg beim Putten auf regenerierten Grns – auch wenn es mal etwas lnger dauert wie das Aufschtteln.