World Handicap Index (WHI) – was ändert sich
Liebe Golffreunde,
auf vielfachen Wunsch sende ich die wichtigsten Neuerungen für die Regeln und vor allem für das Handicapsystem ab 2021 in Stichpunkten und in Kürze.
Inhalt
Der World Handicap Index (WHI)
Das Handicap bezeichnet die Spielstärke eines Golfers. In Zukunft wird diese Spielstärke durch den World Handicap Index (WHI) ausgedrückt. (Was das Handicap beim Golf ist, erklären wir hier)
Wie wird der World Handicap Index berechnet?
Der WHI errechnet sich aus dem Durchschnitt der besten acht Ergebnisse aus den letzten zwanzig vorgabewirksamen Runden. Das können vorgabewirksame Turniere oder auch EDS Runden sein. Sollte eine Spielerin oder ein Spieler weniger Ergebnisse haben, wird eine kleinere Anzahl zur Ermittlung des WHI verwendet. Gewertet werden Ergebnisse, die maximal 3 Jahre alt sind. Über den maximalen Zeithorizont gibt es aber noch keine finale Entscheidung.
Was ist, wenn ein Spieler noch keine 20 vorgabewirksame Runden gespielt hat?
Hat ein Spieler keine Ergebnisse in seinem Stammblatt, wird die bisherige DGV-Vorgabe auch sein zukünftiger WHI sein. (Mehr auf der offiziellen Seite)
Aus einem heutigen Handicap von z.B. 32,5 wird dann ein Handicap-Index von 32,5.
Für langjährige Golfer
Wie berechnet sich der Differenz-Score, wie ermittle ich die besten 8 Ergebnisse und wie sieht letztendlich mein neuer Handicap-Index aus?
Die Formel für den Differenz-Score lautet: (Spielergebnis – Course Rating) *113 / Slope Rating
Subtrahieren Sie den CR-Wert des gespielten Golfplatzes von Ihrem Spielergebnis (Maximum Score), multiplizieren Sie das Ergebnis mit dem Standard Slope Wert von 113 und dann teilen Sie den Wert durch das Slope Rating.
Beispiel: Spielergebnis: 95 | CR-Wert: 71,9 | Slope Rating: 128
(95 – 71,9) * 113 / 128 = 20,393
Die ermittelten Ergebnisse werden auf eine Nachkommastelle gerundet. So würde sich in unserem Beispiel ein Differenz-Score von 20,4 ergeben. Nun vergleichen Sie die letzten 20 Differenz-Scores miteinander und wählen die besten 8 Ergebnisse aus. Diese 8 Ergebnisse addieren Sie und teilen das Ergebnis durch 8. Somit ergibt sich Ihr neuer Handicap Index.
Beispiel: Ihr besten 8 Ergebnisse waren: 20,4 / 22,1 / 20,9 / 25,7 / 26,3 / 19,9 / 23,4 / 20,5
->Summe: 179,2 / 8 = 22,4 HCI (Handicap Index)
Siehe auch dazu auch diesen Artikel.
Ab der Saison 2020 wird es ein weltweit einheitliches Golfhandicap-System (Offizielle Seite des World Handicap System) geben. Das gab der R&A in einer Mitteilung bekannt. Es ähnelt sehr dem HC System der USGA.
Eine minimale Anzahl von Scores ist erforderlich zur Erlangung eines neuen Handicaps. Die Empfehlung lautet, dass die Anzahl der Scores 54 Löcher aus einer beliebigen Kombination von 18-Loch- und 9-Loch-Runden sein sollte, jedoch mit einem gewissen Ermessensspielraum, der nationalen oder regionalen Verbänden zugestanden wird, um ein anderes Minimum innerhalb ihrer eigenen Zuständigkeit festzulegen.
- Ein konsistentes Handicap, das von Platz zu Platz und von Land zu Land übertragbar ist. Grundlage dafür ist das USGA Course and Slope Rating Systems, das bereits in mehr als 80 Ländern erfolgreich eingesetzt wird.
- Eine Berechnung des Handicaps auf Durchschnittsbasis, die aus den besten acht der letzten 20 Scores ermittelt wird.
- Eine Handicap-Berechnung, die Ausreißer berücksichtigt, die abnormale Kurs- und Wetterbedingungen auf die Leistung eines Spielers an einem Tag haben können.
- Tägliche Handicap-Anpassungen unter Berücksichtigung der Platz- und Wetterverhältnisse
- Eine Begrenzung des maximalen Lochwertes beim Netto-Doppel-Bogey (nur für Handicap-Zwecke).
- Ein maximales Handicap von 54, unabhängig vom Geschlecht, um mehr Golfer zu ermutigen, ihre Leistung zu
messen und zu überwachen und so den Spielspaß zu erhöhen. - Der DGV /ÖGV wird zur Einführung der ab 2021 für deutsche Golfer konkret geltenden Regelungen zu
gegebener Zeit, vergleichbar mit der Einführung der neuen Golfregeln 2019, umfassend informieren. Der DGV
empfiehlt aber, die Saisons 2019 und 2020 zu nutzen, um den Golfspielern möglichst viele vorgabewirksame Wettspielformate und EDS-Runden anzubieten, bevor diese Änderungen eintreten. - Die Frage, warum die hiesigen Dachverbände die Einführung hier um mindestens ein Jahr verzögern, erschließt sich mir nicht. Versucht man hier, irgendwie ein Hintertürchen zu finden, um weiterhin die Verbandsmacht zu erhalten? Da die Dachverbände eigenständig sind, mussten die anderen weltweiten Verbände diese Möglichkeit, dass einzelne Verbände hier eigene Änderungen machen können, zugestehen.
- Die Einführung per 1.1.2020 sollte sofort erfolgen, ohne taktische Verzögerungen. Oder trauen die Verbände ihren Golfern/innen nicht zu, das neue, einfachere und weltweit dann endgültige System zu verstehen?
Wichtige Regeländerungen sind:
- Ball-Suchzeit nur noch 3 Minuten
- Auf Ball treten im höheren Gras – straflos zurücklegen
- Ball in Boden eingebohrt – straflos zurücklegen
- Abmessen von Schlägerlängen, darf der längste Schläger genommen werden, außer Putter
- Droppen aus Kniehöhe
- Droppen nicht mehr auf dem falschen Grün
- Ausrüstung/Körper treffen ist straflos, wenn es ein Versehen ist
- Beim Schlag hängen bleibt ohne Absicht, straflos
- Im Bunker Spuren einebnen, Schläger abstützen erlaubt
- Blätter, Zweige oder Äste im Hindernissen dürfen entfernt werden, auch Bunker oder rot. Ball darf nicht bewegt werden, sonst ein Strafschlag
- Ball im Bunker unspielbar, jetzt darf man Ball hinter Bunker mit zwei Strafschlägen möglich
- Wasserhindernisse heißen jetzt Penaltyaeras. Der Schläger darf jetzt auf den Boden aufgesetzt werden
- Ball auf Grün wird von Wind bewegt, muss zurückgelegt werden
- Auf Grün Bewegen des Balles ist straflos, z.b. durch unbeabsichtigtes Bewegen
- Alle Beschädigungen dürfen am Grün ausgebessert werden, auch Pitchmarken
- Schläger am Boden ablegen, um Richtung zu bestimmen ist nicht mehr gestattet, besonders für Profis
- Caddys (vor allem bei Pros) dürfen nicht mehr hinter dem Spieler stehen, um die Richtung festzustellen
- Treffen der Fahne ist straflos, darf also immer stecken bleiben.
- Ball gilt als eingelocht, sobald der Ball unterhalb der Lochkante ist.
In diesem Sinne wünsche ich allen Golferinnen und Golfern ein schönes Spiel für den Rest dieser Saison und hinsichtlich der Perspektive auf ein einheitliches Handicapsystem rosige Aussichten.
Ihr
Heinz Schmidbauer
Autor des Buches „Die Jagd nach Golf“