Möchten Sie als Golfer so aussehen? Ist dies die Zukunft um als Golf-Profi erfolgreich zu sein? Mit den Erfolgen von Bryson DeChambeau flammt jetzt die Diskussion über das Training der Professionals neu auf.
Bereits Tiger Woods begann als einer der ersten damit, mit Muskelaufbau und Gewichtstraining sein Golfspiel vermeintlich, oder sogar wirklich, zu verbessern. Wenn man heutzutage die Spieler auf der Tour sieht, wie eben Bryson DeChambeau oder auch Bruce Koepke und einige mehr, so ist die Zeit der wenig durchtrainierten Spieler scheinbar vorbei.
Einen Craig Stadler (Spitzname „The Walross“) oder einen John Daly, mit seinem damaligen körperlichen Schwergewicht beim Gewinn seiner Majorsiege, trifft man heute kaum und es ist unvorstellbar. De Chambeau zeigt seit dem Gewinn der Rocket Mortgage Classic auf der PGA-Tour, dass Kraft und Länge auch beim Golf, der sonst so filigranen Sportart, doch scheinbar wichtig sind.
Auch ich vertrat Jahrzehntelang die gängige Meinung, dass zuviel an Muskeln eher die beim Golf notwendige Geschmeidigkeit und die Flexibilität behindern.
Muskelmasse bringt Weite und Siege
Dank hartem Hanteltraining und literweise Eiweissdrinks gleicht der einst schlanke Kalifornier nun «Hulk», dem grünen Comic-Helden. Vielleicht hat er ein neues Erfolgsrezept im Golfsport kreiert und stellt die bisherigen Thesen auf den Kopf.
DeChambeau schlägt den Driver 350 Meter weit!
Wenn Bryson DeChambeau die kleine weiße Kugel richtig trifft, bleibt sie auch schon mal über der 350-Meter-Marke liegen. Weltstars wie Tiger Woods oder Justin Rose, selbst nicht gerade kurz, können da nur hinterher schauen.
DeChambeaus Golf spielt „Zero Shifting Motion“. Auf der Grundlage, der in den Büchern „The Golfing Machine“ von Homer Kelley aus dem Jahr 1969 und „Vector Putting“ von H. A. Templeton, beschloss er bereits mit 15 Jahren, einen Golfschwung zu entwickeln, den er „Zero Shifting Motion“ nennt.
Was ist „Zero Shifting Motion“?
Er schwingt im Gegensatz zu Anderen beispielsweise geradlinig vor und zurück. Alle seine Eisenschläger haben die Länge eines Eisen 7 und variieren nur in der Neigung der Schlagfläche. Seiner Überzeugung nach (er studierte einst Physik an der Southern Methodist University in Dallas) ist damit das Golfspiel deutlich einfacher. Dies hat übrigens schon vor Jahren hier in München die Firma Carvinggolf des Ingenieurs Jürgen Bechler ebenfalls entwickelt, und in meinem Keller steht ein ebensolcher Satz Eisen.
DeChambeau, dem Rory McIlroy eine sehr hohe Intelligenz bescheinigt, ist nicht nur ein sturer Trainierer, der von sich sagt: „Ich bin nicht besonders talentiert, aber ich gebe alles.“ Er liebt, nicht nur aufgrund seines Studiums, besonders die Wissenschaft. Über Golf sagt er: „Ich mag es, zu lernen. Ich liebe aber auch das Leben, die Geschichte, die Kunst und die Musik. Ich liebe es zu versuchen, überall der Beste zu sein.“
Über Tiger Woods sagt er: „Ich glaube, Tiger ist derjenige, der dem kompletten Golf-Verständnis bisher am allernächsten gekommen ist. Tiger war am nächsten dran, wenn es darum geht, wirklich jede Situation in der Welt des Golfsports zu verstehen.“
Er hat als Erkenntnis seiner wissenschaftlichen Herangehensweise an das Golfspiel für sich erkannt, dass er seinen Körper mit mehr Muskelmasse und Kraft versehen muss. So hat er aus seiner anfangs eher schmächtigen Figur jetzt die eines Bodybuilders gemacht.
Ausgestattet mit diesen körperlichen Voraussetzungen gelingt es ihm nun, die Bälle extrem weit zu schlagen. So könnte er nun viele Par 4 beispielsweise mit einem Schlag erreichen.
Da er nicht ganz alleine mit diesem körperlichen Training ist sieht man auch an der ehemaligen Nr. 1, Bruce Koepke. Er hat ebenfalls eine bodybuilderähnliche Figur.
Dieser Trend missfällt vielen Experten. Vor kurzem habe ich in diesem Artikel darüber berichtet. Butch Harmon, der ehemalige Trainer von Tiger Woods, fordert eine Änderung der Golfregeln dahingehend, dass die Vorgaben für Bälle und Ausrüstung für Amateure anders sein sollten als für Tourspieler, daher sollten für sie auch andere Golfregeln gelten. In das gleiche Horn bläst übrigens auch Sir Nick Faldo. Meine Meinung ist, dass man Golfplätze dahingehend umgestalten muss, dass die Weite nicht mehr belohnt wird. Diese Weitenjägerplätze waren leider auch ein Trend in den letzten Jahren im Golfplatzbau, besonders in den USA. Etwas mehr „Schottlandplätze“ mit verzinkten Hindernissen, würde hier sicher Abhilfe schaffen.
Ganz ehrlich, wenn sich dieser neue Trend der „Bodybuilder“ durchsetzen sollte, glaube ich nicht, dass noch viele Otto-Normalverbraucher, mich eingeschlossen, viel Freude mit dieser Art Golf haben werden.
Die Gefahren übermäßigen Kraftrainings im fortgeschrittenen Lebensalter ist vielen Sportlern oft nicht bewusst. Ein Tiger Woods hat dies bereits spüren müssen. Und auch ich habe diese Erfahrung gemacht, durch, aus heutiger Sicht vergangene Trainingssünden in jungen Jahren, hätte ich mir viele Operationen ersparen können.
In der Hoffnung, dass hier die Verbände gewisse Regeln finden, die das Golfspiel davor bewahrt, dass reine Kraftmaschinen den Ball möglichst weit dreschen, und sei es, durch Veränderungen und Einbau von Schwierigkeiten der Plätze,
verbleibe ich mit den besten Wünschen für ein schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer
Autor des Buches „Die Jagd nach Golf“
2 Kommentare
Sehr geehrter Herr Schmidbauer,
was bitte ist an Krafttraining falsch?
die Knochendichte wird erhöht, ich steigere meinen Grundumsatz bleibe so schlanker, schütze meine Gelenke, verbessert die Haltung (verschafft mir eine aufrechtere Haltung- bis ins höhere Alter) und dies sind nur einige der Nebenwirkungen von Krafttraining.
Ein krafttrainierender Golfer- der den Sport bis ins hohe Alter ausführen, möchte.
Ich weiß nicht welche Vorstellung der Autor von einem Bodybuilder hat, aber Bryson DeChambeau sieht ganz sicher nicht wie einer aus.
Zitat: „Dank hartem Hanteltraining und literweise Eiweissdrinks gleicht der einst schlanke Kalifornier nun «Hulk», dem grünen Comic-Helden.“
Der Versuch DeChambeau lächerlich zu machen, vielleicht aus Neid, geht hier nach hinten los.