Herr Christian Plog, auf welche Idee kamen Sie und ihr Bruder?
Wir haben beide jahrelang neben dem Beruf studiert. Unseren Master haben wir schließlich in London gemacht. Eines Abends standen wir zusammen in einem herrlichen alten englischen Pub mit einem Pint in der Hand. Wir sprachen über das Marketingseminar, das wir an jenem Tag hatten. Es ging darin um Unternehmensgründer, die ihre Geschäftsidee clever und umfangreich vermarktet haben. Dies war ein elementarer Teil Ihres Erfolges. Patrick kam dann auf die Idee, ein eigenes Projekt zu starten. Dieses sollte zeitlich begrenzt laufen, mit einer ausgefeilten Marketingstrategie versehen werden und einen guten Zweck verfolgen. Kurz zuvor hatte unser Vater die Diagnose „Parkinson“ erhalten.
Wir haben zwar tatsächlich mehr als 3000 Golfclubs sowie die Europäischen Golfverbände und diverse Zeitungen Zeitschriften kontaktiert um auf unsere Aktion aufmerksam zu machen.
Der Weltrekord besteht „lediglich“ darin, in mehr als 40 Ländern Golf zu spielen. 35 Länder und 37 Plätze haben wir bereits hinter uns – 43 Länder und 45 Plätze sind angepeilt.
Ursprünglich wollten wir mit unserem Projekt Geld für die Parkinsonforschung beziehungsweise für die Betreuung Betroffener sammeln. Aus verschiedenen Gründen hat dies aber nicht geklappt und nun unterstützen wir 12 Projekte weltweit. So entstand Stück für Stück unser Projekt, das wir Ende Mai 2015 in Australien abschließen wollen. Die „besten“ Ideen entstehen doch meisten bei einem netten Bier.
Wie sollte das ganze denn ablaufen?
Das Konzept ist eigentlich relativ einfach. Wir spielen Golf und schreiben über unsere Erfahrungen „on the road“ und auf den Plätzen in unserem Weblog. Damit schaffen wir Aufmerksamkeit in einer sehr interessanten Zielgruppe, denen wir auf unserer Webseite die verschiedenen Charity Projekte vorstellen. Dabei ist uns Transparenz sehr wichtig. Die Projektbetreiber sind vertrauenswürdig und wir können technisch nicht auf die Spendengelder zugreifen, denn gespendet wird über die Plattform von betterplace.org. Dies ist eine deutsche, gemeinnützige AG, die über 10.000 Projekten auf Ihrer Webseite eine Plattform bietet.
Wir wollten etwas Nachhaltiges schaffen. So entschieden wir uns für Projekte aus den Bereichen Bildung, Umweltschutz und Gesundheitsförderung. Insgesamt haben uns 10 NGO’s ihr Vertrauen geschenkt und für unsere Tour weltweit Projekte ins Leben gerufen. Dieses Vertrauen macht uns sehr stolz, ist aber auch eine klare Verpflichtung unser Bestes zu geben.
2.000 Clubs, das klingt nicht nur nach viel Golfspielen, sondern auch nach jeder Menge Vorbereitung. Wie haben Sie das Projekt geplant?
Insgesamt haben wir sogar mit über 3000 Plätzen Kontakt aufgenommen, um Sie von unserer Idee zu überzeugen und dort für den guten Zweck kostenfrei spielen zu können. Als Gegenleistung haben wir für sie Marketing betrieben. Es brauchte enorm viel Zeit und Energie, die anfängliche Idee aus dem englischen Pub in ein umfangreiches Marketingkonzept zu verwandeln und dann auch noch in die Realität umzusetzen. Dabei störten unsere Jobs so sehr, so dass wir gekündigt haben- Im Ernst, wir wollten uns mit diesem Projekt selber verwirklichen und haben all unser Herzblut und unsere Ersparnisse eingebracht.
Insgesamt sprechen wir von einer Vorbereitungszeit von gut einem Jahr bevor wir on tour gegangen sind. Hinzu kommt das komplette Jahr seit Juni 2014, in dem wir wochenweise unterwegs sind. Alles wurde von uns selber entwickelt und organisiert. Da kommen ganz schnell 14 bis 16 Stunden Tage zustande. Und das sieben Tage die Woche.
Wie hat ihr Umfeld auf das Vorhaben reagiert? Was waren die Reaktionen?
Meist positiv, wobei schon manchmal die Frage nach unserer geistigen Unversehrtheit gestellt wurde. Besonders dankbar sind wir natürlich für die grenzenlose Unterstützung und Liebe unserer Familie und unserer Partnerinnen. Ohne sie alle, wären wir sicher nicht so weit gekommen. Vielen Dank!
Warum ist Ihnen der Weltrekord so wichtig?
Für uns persönlich ist der Rekord überhaupt nicht wichtig. Für unser Projekt und die Schaffung von Aufmerksamkeit für Probleme in unserer Welt ist er elementar. Zwei Brüder, die einfach so um die Welt reisen, sind nicht so interessant für Leser und potentielle Spender und Sponsoren, wie die Jagd nach etwas Großem – Einem neuen Guinness Weltrekord.
Was haben Sie auf den Golfplätzen der Welt so erlebt? Gab es kuriose Erlebnisse?
Wir haben quasi in jedem europäischen Land gespielt, das einen 18 Loch Platz bieten kann, der mindestens 6000 Yards lang ist. Das sind nämlich die elementaren Bedingungen von Guinness World Records in London. Hinzu kamen Plätze in fünf Golfstaaten und drei in Nordafrika. Die letzte Etappe wird uns nach Asien und Australien führen. Wir haben sehr viele interessante und interessierte Menschen getroffen. Die Typen von Golfern ähneln sich meist überall. Für manche ist es ein Schaulaufen. Anderen geht es um den Sport. Es gibt überall die super Ehrgeizigen, die jeden Schlag bis ins Kleinste planen, dadurch gerne alle anderen aufhalten und den Schlag dann schließlich doch im Wasser versenken. Kurios war sicher unser Spiel in Finnland (Revontuli Golf). Abschlag war um acht Uhr abends. Durch die langen hellen Sommerabende konnten wir bis Mitternacht spielen. Am Himmel sah man zur selben Zeit die untergehende Sonne im Westen und den Mond im Osten. Das war sehr beeindruckend. Und die Myriaden von Mücken freuten sich auch über unseren späten Besuch. Wir haben auch den einzigen 18 Loch Platz in Rumänien gespielt (Golf Club Paul Tomita). Er liegt in Transsilvanien und lohnt sich zu spielen! Die Region ist wunderschön, die Leute sehr freundlich und das kleine Golfhotel am Platz ist eins der schönsten, die wir auf der ganzen Tour gesehen haben. Natürlich haben wir auch das Schloss von Graf Dracula in Bran besucht. Disneyland auf Rumänisch. Die vielen Erlebnisse der Tour würden und werden ein Buch füllen. Jeder Platz hat seine geographischen Eigenheiten, die sie so besonders machen.
Was hat Sie besonders überrascht?
Im positiven Sinne, wie großartig Europa als integrative Idee und mit seinen wunderschönen Landschaften und tollen Menschen in der Realität ist. Wir sind mit dem Auto über 20.000 Kilometer kreuz und quer durch den Kontinent gefahren. Von Skandinavien bis Istanbul. Wir können uns alle wirklich glücklich schätzen, wie sehr die europäische Integration vorangeschritten ist und wir so lange schon friedlich und frei in Europa zusammen leben können. Dessen sind sich leider viele Menschen nicht bewusst, wenn sie gegen die EU oder manche Mitgliedsstaaten wettern.
Im negativen Sinne sicher die geringe Spendenbereitschaft in den Clubs und das fehlende Interesse von Sponsoren. Den Marketingeffekt für ihren Club, Teil eines einzigartigen und globalen Projekts zu sein, das mit einem Weltrekord gekrönt wird, haben nur wenige zu schätzen gewusst.
Nichtsdestotrotz haben wir uns von so einem Verhalten nicht beeindrucken lassen. In unserer Erinnerung werden sowieso nur die vielen kleinen und großen schönen Momente, die wir hatten bleiben. Priceless.
Sie haben für die Tour Ihren Job aufgegeben und ohne Sponsoren alles aus eigener Tasche bezahlt. Was hat Sie trotzdem motiviert es zu machen?
Wir glauben fest an unsere Idee mit der Tour Geld für „unsere“ vielen tollen Projekte zu sammeln. Wir sind eine Verpflichtung eingegangen und wollen und werden dem auch gerecht werden. Es gab einige schwierige Phasen, aber ans Aufhören haben wir nie wirklich gedacht. Wenn man eine Aufgabe beginnt, muss man sie auch zu Ende bringen. Das ist unser Antrieb. Jede kleine und große Spende ist herzlich willkommen.