Nachhaltigkeit und das Sparen von Ressourcen wird mehr und mehr zu einem Thema im Golfsport – wir haben dies bereits mehrfach in den Blick genommen. Denn der Klimawandel wirkt sich auch auf die Plätze, ihre Spielbarkeit und ihre Pflege aus.
Plastikflaschen zu reduzieren oder gar zu vermeiden und Elektrofahrzeuge seitens der Sponsoren einzusetzen – das sind nur ein paar wenige der möglichen Maßnahmen bei Golfturnieren. Wie jedoch kann eine landschaftlich effiziente und ökologische Planung und Pflege der Plätze zur Nachhaltigkeit beitragen? Mit dieser Frage haben sich Studierende der ETH Zürich im Fachbereich Umweltproblemlösung an den Engadine Golf Club gewandt – und ein gemeinsames Projekt gestartet.
Der Engadine Golf Club (EGC) betreibt in Samedan den ältesten Golfplatz der Schweiz. In einer ersten Analyse konnten die Studierenden feststellen, dass dort schon seit Jahren sehr vorbildlich ökonomische und ökologische Interessen vereint werden. Natürlich haben Golfplätze strikte Vorgaben vom Kanton und der Gemeinde, die Natur zu schützen. Um naturnahe Entscheidungen zu Treffen und die Eingriffe in die Landschaft auf ein Minimum zu reduzieren, arbeitet Alfi Stoisser, Head Greenkeeper des EGC, seit 2007 mit dem Agraringenieur Dr. Dirk Kauter zusammen. Kauter unterrichtete lange an der Universität Hohenheim und ist heute Leiter des Instituts für Rasen und Begrünung in Bern. Immer wieder legten sie Versuchs-Greens mit unterschiedlichen Saatguten an, um geeignete Gräser für die (sich verändernden) Klimabedingungen im Oberengadin zu finden. Robust und perfekt für die Region ist das Rotschwingelgras.
Über 200 Personen spielen in der Saison zwischen Mai und Oktober täglich auf dem Golfplatz Samedan – und verdichten mit ihren Tritten den Boden. Hinzu kommen heftige Niederschläge. “Vor Jahren konnte der gewöhnliche Landregen bestens im Boden versickern, inzwischen fallen zuweilen jedoch 30-60 Liter Wasser pro Quadratmeter”, sagt Alfi Stoisser, der den Platz in Samedan seit inzwischen mehr als 20 Jahren pflegt und Veränderungen entsprechend einordnen kann. Das Aerifizieren gehört für ihn und sein Team zu einer regelmässigen – und mühsamen – Arbeit. Dabei wird der Boden aufgelockert, pro Quadratmeter werden etwa 400 bis zu 15 Zentimeter tiefe Löcher gestanzt und mit Sand befüllt. Das garantiert ein besseres Absickern des Wassers. Viele Tonnen Sand bürsten Alfi Stoisser und sein Team pro Saison in die Erde ein.
Das Projekt der ETH-Studenten befasst sich nun mit dem Baumbestand. Bäume haben eine puffernde Wirkung. Sie helfen Wasser aufzunehmen, werfen Schatten und kühlen durch Transpiration die Umgebung an heissen Tagen. Die Idee sieht vor, eine Insel von vier bis sechs Jungbäumen an den Tees so zu platzieren, dass sie drei Zwecke erfüllen. Erstens sollen sie im Frühling und Herbst möglichst keine Schatten aufs Grün werfen. Zweitens spenden sie im Hochsommer idealerweise ab 14 Uhr Schatten auf eine grosse Fläche des Tees. Drittens greifen sie nicht in das Spiel der Golfer ein. Für drei Standorte auf dem Platz werden anhand der Sonnenstände zu unterschiedlichen Jahreszeiten in einer nächsten Phase nun Einfallswinkel und Schattenwürfe berechnet, um dann entsprechende Pflanzungen vorzunehmen. “Um eine Monokultur zu vermeiden, ist beispielsweise ein Gemisch aus Lärchen und den aufrichtigen Bergföhren möglich”, sagt Alfi Stoisser.
“Wir freuen uns sehr über die Kooperation und das Engagement der ETH-Studenten”, sagt Ramun Ratti, Geschäftführer vom Engadin Golf Club. »Das Projekt mag im Hinblick auf den Klimawandel zunächst nicht gross erscheinen. Aber das Know-How kann für spätere, grössere Projekt genutzt werden. Und es ist ein weiterer Baustein für das, was wir seit längerem anstreben: Nämlich von der Golf Environment Organisation als nachhaltiger Golfplatz zertifiziert zu werden.« Dass das nicht von heute auf morgen möglich sei, liege auch daran, dass der Platz in Samedan allein an fünf von zwölf Monaten mit Schnee bedeckt ist.
Nachhaltigkeitsaspekte wirken sich positiv aufs Image eines Golfplatzes aus. Wichtig dabei ist, dass auch die Golfspieler und Mitglieder eines Clubs ein Bewusstsein für das Thema und die dafür notwendigen Massnahmen mitbringen. Denn was für den einen grün ist, ist für den anderen – leider oder möglicherweise – nicht grün genug.