Aus einem Ackergelände genau zwischen Köln und Düsseldorf wurde vor knapp 30 Jahren eine der inzwischen edelsten Golfanlagen des Landes. Mit dem vielleicht besten Club-Restaurant obendrein.
Schon die Ankunft macht klar: Das hier ist ein etwas anderer Club. Ein stattliches schmiedeeisernes Tor öffnet Nicht-Mitgliedern sich erst, wenn man klingelt und entweder zum Spiel oder zum Essen angemeldet ist. Und spielen kann man auch nur an drei Slots am Tag bei einem Mindesthandicap von 24 (Herren) oder 28 (Damen). Auch das Greenfee von 190 Euro (am Wochenende) lockt nicht unbedingt Schnäppchenjäger an.
Gleich vor dem Clubhaus steht ein stattlicher, freundlich dreinschauender Bär – das Erkennungszeichen von Golflegende Jack Nicklaus, der auch den Spitznamen The Golden Bear trägt. Eine Miniaturausgabe aus Metall samt fortlaufender Nummer bekommt übrigens jeder Greenfee-Spieler beim Check-In als Präsent. Meiner trägt die Nummer 8540. Gut Lärchenhof ist der einzige Golfplatz, den der begnadete Golfplatzdesigner in Deutschland gestaltet hat. Obendrein einer der höchsten der drei Nicklaus-Kategorien Signature Course.
Im Schatten des Bären wartet Josef Spyth auf mich. Er ist hier der Geschäftsführer seit 22 Jahren und erklärt die Philosophie des edlen Clubs: „Wir sind in erster Linie unseren Mitgliedern verpflichtet. Aber wir sind nicht so abgeschottet wie manche britischen Clubs, sondern eher im amerikanischen Sinne. Greenfeespieler sind willkommen, aber in Maßen.“
Größere Gruppen, die mehrere Teetimes hintereinander belegen? Kaum denkbar. Klare Regeln auch auf der schönen Clubterrasse: Keine geschlossenen Gesellschaften, etwa für Kommunions- oder Hochzeitsfeiern. Das Restaurant mit seinen zwei Bereichen Gourmet und Bistro ist in der Saison an sieben Tagen pro Woche geöffnet, im Winter an sechs. Seit 27 Jahren hat die feine Abteilung einen Stern im Guide Michelin.
Von Anfang an dabei ist Patron Peter Hesseler, der selbst nicht Golf spielt. Einen Gutteil seiner Umsätze macht er mit Nicht-Golfern. Denn nach anfänglichen Schwellenängsten kommen jetzt vor allem auswärtige Schlemmer, die sich über eine der besten Weinkarten des Landes und die erlesene Qualität der Gerichte von Küchenchef Torben Schuster freuen. Der Schüler des jüngst verstorbenen Ausnahmekochs Jonnie Boer aus Zwolle hat etwa Räucheraal mit Gänseleber, Apfel, Macadamia-Nüssen und Nussbutter oder Kalbsbries mit Roscoff-Zwiebel, schwarzem Knoblauch-Bouillon und Époisses-Käse auf der Karte. Und selbst eine normale Bouillabaisse, wie es sie auf der Bistro-Karte gibt, lässt sich im weiten Umland kaum irgendwo besser bekommen. Zwar haben die Restaurants Es:senz in Achental und Ösch Noir im Öschberghof mehr Sterne, aber sie sind kleine Inseln der kulinarischen Exzellenz, die wenig mit dem Golfalltag zu tun haben. Das ist in Pulheim anders – das Restaurant ist integraler Bestandteil der Anlage und auch die Bistro-Gerichte kommen aus derselben Küche.
Das Ambiente in Restaurant und dem Mitgliedern vorbehaltenen Jack-Nicklaus-Room? Heller, freundlicher Hamptons Style. Gerade wurde es für einen siebenstelligen Betrag noch einmal erheblich aufgewertet. Gestaltet von Christiane Peters aus Hamburg. Ihr Mann Ingo C. Peters leitet das vielleicht beste deutsche Stadthotel, das Vier Jahreszeiten in Hamburg. Und mit dem wiederum gibt es einen Austausch in Sachen Service-Knowhow und Personal. Wie es zu dieser auf den ersten Blick ungewöhnlichen Kooperation kommt, erklärt der Hoteldirektor ganz einfach: „Wir haben denselben Eigentümer, Familie Dohle aus Nordrhein-Westfalen. Die Synergien sind offensichtlich. Unsere Gäste sind vielfach identisch – das passt einfach zusammen. Wir machen Mitarbeiter-Austausch zwecks Training oder auch beruflicher Fortentwicklung. Unser frisch gebackener Drei-Sterne-Koch Christian Rüffer war schon mal zum Kochen im Lärchenhof. Auch unser Patisserie-Chef war mal da.“ Aber vor allem seien Mitarbeiter die besten Botschafter ihrer Häuser und wenn die Gäste aus eigener Anschauung etwas empfehlen können, sei das ein geradezu ganzheitliches Win-Win.“ Denn, so Peters: „Wir operieren auf demselben Qualitätslevel.“
Was Luxus-Hotel und Luxus-Golfanlage konkret gemein haben, lässt sich an vermeintlichen Kleinigkeiten absehen. Etwa die sündhaft teuren Dyson-Föne in den hochkarätigen Umkleidebereichen. Das Center of Excellence, ein ausgeklügeltes Schwung- und Putt-Trainingszentrum mit zahlreichen Kameras – sechs Major-Sieger haben es bereits genutzt. Oder das Fehlen von Sponsorennamen an Schildern oder Bänken; der Platz ist völlig werbefrei. Oder die bauliche Qualität der Fairway-Toiletten an zwischen Fünf, Vierzehn und Fünfzehn. Oder die ganzjährig aufgestellten Titleist Ballpyramiden an der von zwei Seiten bespielbaren Driving Range. Ballautomat? Fehlanzeige! Die Hauptrichtung ist gen Norden – die Sonne soll keinesfalls stören.
Stolz berichtet Josef Spyth, dass Bernhard Langer ihm einst gesagt habe, Lärchenhof sei nach seiner Erfahrung der beste Golfplatz, den er als Profi in Deutschland gespielt habe. Spyth hat schon mit vielen Weltklassespielern gegolft: „Aber eines kann ich Ihnen sagen – ein Vergnügen ist das meistens nicht.“ Dafür sei der spielerische Abstand schlicht zu demütigend.
Bei uns beiden droht diese Gefahr nicht. Der 71-Jährige spielt ein sehr solides 14er Handicap, aber: „Zuletzt habe ich im Winter gespielt. Sonst habe ich immer zu viel zu tun, denn ich sehe immer etwas, was nicht stimmt.“
Heute an einem sonnigen Montag-Morgen ist die Gefahr nicht so groß. Wir haben den Platz weitgehend für uns. Und wenn sich mal ein Mitglied an den Geschäftsführer wendet, dann anscheinend mit immer der gleichen Frage: Was macht die Borussia? Gemeint ist die aus Mönchengladbach. Josef Spyth scheint noch eine zweite sportliche Leidenschaft zu haben.
An der 1, einem leicht nach rechts geschwungenen Dogleg, erleide ich den ersten Ballverlust des Tages, während Spyth trotz mangelndem Training souverän die Fairway-Mitte trifft. Der makellose Zustand der Bahnen fällt hier sofort auf. Dafür zuständig ist eine kleine Armada von Mährobotern. Die 16 Greenkeeper des Clubs können sich auf andere Dinge konzentrieren. Etwa die Bunkerpflege. Da sind die Sandränder auf etwa einem Meter sichtbar verdichtet, damit die Bälle zurück in den lockeren Sand laufen und nicht unspielbar vor dem Graswulst stecken bleiben. Auch die Grüns lassen den Erstbesucher staunen. Keine Anzeichen von Pilz, keine braunen Stellen. Aber die kritischen Augen von Josef Spyth entdecken auch hier etwas: „Hier macht sich zu viel Poa-Gras breit. Das wächst schneller als unser Agrostis-Gras und blüht auf. Dadurch rollen die Bälle ungleichmäßig.“
Dem Zufall scheint hier nichts überlassen zu sein. Die vier Par 3-Bahnen etwa sind auf alle vier Himmelsrichtungen verteilt; Wind und Sonnenstand sollen aus jeder Richtung ihre Wirkung entfalten.
Je weiter wir kommen, desto mehr fällt auf, wie natürlich die Landschaft hier aussieht, dabei ist sie vor allem das Werk von begnadeten Baggerfahrern, im Fachjargon Shaper. Und von dem detail-versessenen Jack Nicklaus: „An der 15 (einem schön geschwungenen Par 5) hat er die Bunkerkanten persönlich auf 80 Zentimeter hochgezogen, damit das Grün hoch angespielt werden muss.“ Und erst die Bahnen 16 bis 18. Nicklaus habe gewollt, dass sich ein Turnier erst hier kurz vor dem Ende entscheidet und diese Bahnen daher besonders herausfordernd gestaltet. Das Grün an der 16 etwa, einem 165 Meter (ab gelb) langen Par 3, liegt gefährlich dicht an einem stattlichen Teich. Risikoarm lässt sich das nicht anspielen. Auch die letzten beiden Bahnen verlaufen dicht an Wasserhindernissen. Und wer auch die 18 ohne Ballverlust geschafft hat, kann stolz sein und sich auf den Besuch der gegenüber liegenden Terrasse freuen. Da angekommen, muss Josef Spyth einem Mitglied wieder Auskunft geben: „Was macht die Borussia?“ Gastronom Peter Hesseler, ein eingefleischter Bayern-Fan, bleibt bei dem Thema völlig gelassen, denn „das ist ja keine Konkurrenz.“
Adresse:
Golf Club Gut Lärchenhof | Hahnenstraße | 50259 Pulheim-Stommeln | gutlarchenhof.de Telefon: 02238-923 90-0 | golfclub@gutlaerchenhof.de